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23. April 2025

Wissenslandkarten - ein Super-Tool für den Wissenstransfer

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In einer zunehmend vernetzten Arbeitswelt gewinnt das Thema Wissenstransfer immer mehr an Bedeutung, auch als Grundlage für strategische Entscheidungen und Innovationen. Wissenslandkarten bieten die Möglichkeit komplexe Informationen zu visualisieren und implizites Wissen innerhalb eines Unternehmens systematisch zu erfassen.

Im Gespräch mit Dr. Carlo Schmid, einem Experten auf dem Gebiet der Personal- und Organisationsentwicklung, haben wir spannende Einblicke in den praktischen Einsatz von Wissenslandkarten in Unternehmen erhalten. Carlo blickt auf eine spannende Karriere zurück. Nach über 14 Jahren bei der Empiricon AG, in denen er als (Senior) Consultant und später als Head of Consulting in diversen HR-Fachthemen tätig war, wechselte er zur armasuisse. Dort übernahm er die Rolle des Leiters der Personal- und Organisationsentwicklung. Heute ist er als Co-Leiter Personal und Infrastruktur ad interim bei der armasuisse aktiv.

Im Interview teilt Carlo seine Erfahrungen und Perspektiven über die Anwendung von Wissenslandkarten und deren Nutzen für Unternehmen. Wir danken für den aufschlussreichen Austausch, der die Bedeutung von strukturiertem Wissen und dessen gezieltem Einsatz in der Unternehmensentwicklung unterstreicht. 

Interview:

Sind die Pensionierungswelle und ein damit verbundener Braindrain für die armasuisse bereits spürbar?

Die Pensionierungswelle ist in vollem Gange. In den nächsten Jahren werden wir zahlreiche Abgänge haben. Das ist Risiko wie Chance gleichermassen.

Wie langfristig lassen sich Pensionierungen aus deiner Erfahrung sinnvoll planen?

Oft treten die Mitarbeitenden bereits eine gewisse Zeit vor ihrem ordentlichen Pensionierungsalter aus. Manchmal ist das schon Jahre vorher bekannt, manmal kommt es kurzfristig. Sicher sind die Pensionierungen aber diejenigen Austritte, die sich am besten im Voraus planen lassen und die damit auch prädestiniert sind für einen systematischen Wissenstransfer.

Wann ist der ideale Zeitpunkt für einen strukturierten Wissenstransfer bei Pensionierungen?

Wir haben gemerkt, dass die Fälle sehr individuell und personenabhängig sind. Deshalb gibt es keinen wirklichen Standardfall. Was sicherlich gilt: Je früher der/die Nachfolger/in bekannt und verfügbar ist, umso besser. Idealerweise kann so schon mehrere Monate oder sogar 1-2 Jahre vor dem Austritt einer Person der Wissenstransfer beginnen. Wir versuchen mehr und mehr in diese Richtung zu gehen und bereits früh interne NachfolgekandidatInnen aufzubauen.

Bei Pensionierungen, aber auch bei anderen Stellenwechseln setzt ihr bei der armasuisse seit bald 10 Jahren ein Instrument für strukturierten Wissenstransfer ein. Ihr habt das Instrument damals zusammen mit Empiricon entwickelt und sprecht dabei von «Wissenslandkarten». Wie ist dieser Name entstanden?

Ist das wirklich schon so lange her? *lacht* Der Begriff war meiner Erinnerung nach damals nichts Neues, sondern wir haben ihn aus bereits bestehenden Ansätzen ausgewählt. Für das neu entwickelte Instrument schien er uns sehr geeignet, da es bei diesen Transfers vor allem um Orientierung geht – Orientierung zu all dem Wissen, das für eine Stelle von Bedeutung ist. Eine Landkarte schien uns dafür ein sprechendes Bild zu sein.

Wie muss man sich so eine Wissenslandkarte vorstellen?

Oft ist es ein halbtägiger oder ganztägiger Workshop mit dem Wissensträger und dem Wissensempfänger, moderiert von Empiricon. Die Wissenslandkarte ist eine visuelle Darstellung auf einem zu Beginn leeren Plakat der Grösse A0 oder grösser. In der Mitte bildet man eine Art «Stamm» aus den zentralen Aufgabengebiete. Auf den beiden Seiten entwickelt man dann die zentralen Tätigkeiten, die mit der Funktion verbunden sind, sowie mit den Stakeholdern und anderen relevanten Rollen. Das ist der Teil, der Orientierung gibt. Das Wichtigste sind dann aber die mündlichen Ausführungen, in denen die austretende Person in einem vertrauensvollen Rahmen das implizite Wissen weitergeben kann, das man eben nirgends niederschreiben könnte.

Gab es auch unerwartete Erkenntnisse oder Vorteile, die durch die Verwendung von Wissenslandkarten gewonnen wurden?

Zu Beginn hatten wir eher auf den Tag des Transfers fokussiert. Ein Vorteil, der so nicht explizit geplant war, der aber bald sichtbar wurde, ist dass die Personen auch im Nachgang diese Wissenslandkarten verwendet haben, um themenspezifische weitere Vertiefungen vorzunehmen. Wenn man durch unsere Räumlichkeiten geht, zieren mittlerweile mehrere Wissenslandkarten die Wände.

Welche Empfehlungen würdest du anderen Unternehmen geben, die ebenfalls einen Wissenstransfer mit Hilfe von Wissenslandkarten durchführen möchten?

Meine Empfehlung wäre in erster Linie, es einfach mal auszuprobieren und eigene Erfahrungen mit dem Instrument zu machen. Und die teilnehmenden Personen sollten sich bewusst sein, dass sie sich auf etwas ziemlich Intensives einlassen. Mehr als 5-6 Stunden an einem Tag würde ich keinen Workshop Wissenslandkarte machen wollen.

Sicherlich habt ihr von Führungskräften und Mitarbeitenden auch schon Rückmeldungen zum Angebot der Wissenslandkarten bekommen. Welche sind deine liebsten?

Die positiven Überraschungen sind mir die liebsten. Oft können sich Personen im Vorfeld wenig darunter vorstellen, wenn sie noch keine eigenen Erfahrungen damit gemacht haben. Die Vorstellung, ihr über Jahre aufgebautes Wissen in wenigen Stunden weitergeben zu sollen, klingt für viele vorher wenig plausibel. Im Nachgang sind dann aber die Personen in der Regel positiv überrascht und zeigen sich begeistert.


Vielen Dank Dr. Carlo Schmid für das spannende Interview!

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